Streaming wächst, lineares TV verliert
Bewegtbild im Wandel - wir schauen immer mehr online
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Der 'Digitalisierungsbericht' geht dieses Jahr in die 14. Runde und zeigt deutlich auf, dass Streaming-Anbieter gegenüber dem klassischen TV-Format deutlich an Boden gut machen. Vor allem junge Konsumenten widmen VoD-Diensten mehr und mehr ihre Freizeit, doch gesamt gesehen hält lineares TV-Vergnügen weiterhin den Löwenanteil - auch, weil Online-Mediatheken Erfolg versprechen.
Zum Einstieg in diesen Artikel zunächst eine kleine Umfrage in eigener Sache: Bitte mal schnell die Hände heben, wer sich vorstellen kann, komplett auf lineare TV-Übertragungen zu verzichten. OK, zugegeben… auszählen wird schwierig! Vorschlag zur Güte: Hinterlasst einfach einen kurzen Kommentar mit "Jep" oder "No Way!" unter diesem Artikel (gerne auch mit Begründung). Bis die Kommentare eine valide Anzahl erreicht haben, greifen wir einfach auf die Daten zurück, die uns der 'Digitalisierungsbericht VIDEO 2018' der deutschen Medienanstalten zur Verfügung stellt.
Dort beteiligten sich rund 7.500 Teilnehmer ab 14 Jahren, die bereitwillig Fragen über ihren Bewegtbildkonsum beantworteten, mit - wie sollte es auch anders sein - alles andere als guten Neuigkeiten für die Medienanstalten klassischer Fernsehsender.
Um eines vorwegzunehmen: Der gute alte Fernsehabend hängt noch nicht am Tropf, doch auch bei uns stehen die Zeichen mehr und mehr auf Wechsel an der Spitze – auch, weil die VoD-Zahlen weiter wachsen und gedeihen.
Streaming-Anbieter verzeichnen vor allem unter Jugendlichen deutliches Wachstum
Das klassische Fernsehformat, bei dem sich die Familie für die 20:15-Uhr-Game-Show in der Stube zusammenfindet, verliert auch hierzulande mehr und mehr an Bedeutung. Fragt man die Umfrageteilnehmer unterschiedlicher Altersklassen nach dem Anteil ihrer Freizeit, die sie klassischem Fernsehen und VoD bzw. Streaming widmen, gehen Netflix und Co. zumindest im Wachstum als klarer Sieger vom Feld.
Zwar widmen immer noch rund zwei Drittel der Bevölkerung ihre TV-Zeit dem linearen Fernsehen, doch Streaming-Anbieter machen in allen Altersklassen bis 50 deutlich Boden gut, wie der Digitalisierungsbericht aufzeigt. Besonders Kids kehren dem guten alten TV den Rücken: Lag das "Zeitbudget" zum Fernsehschauen 2017 noch bei 69 Prozent, erreichen die aktuellen Umfragewerte nur noch 65 Prozent. Der Trend zeigt also abwärts. Streaming hingegen wuchs von 17 auf 23 Prozent.
Erklärungen dafür gibt es einige, die größtenteils vom Bericht aufgegriffen werden. Da wäre zum einen das "immer größere und qualitativ besser werdende Angebot" der Video-on-Demand-Anbieter, zum anderen aber auch die Flexibilität, einen Film oder eine Serie einzuschalten, wenn man es möchte. Darüber hinaus verfügen Anbieter wie Netflix und Amazon Prime Video über zahlreiche Eigenproduktionen, die vor allem in der Altersklasse der 14-29 Jahre alten Konsumenten einen Zeitanteil von mehr als 55 Prozent für sich verbuchen können - mehr als die Hälfte der Freizeit wird also für Streams geopfert.
Das Internet hat genügend Platz für klassisches Fernsehen
Aus dem 'Digitalisierungsbericht VIDEO 2018' geht ebenfalls hervor, dass sich Fernsehsender kaum noch leisten können, ihre Inhalte nicht ebenso für Mediatheken oder per VoD abrufbar zu machen. Vor allem YouTube dominiert unter Nutzern, die mindestens 1 Mal im Monat auf VoD-Anbieter zugreifen, mit rund 24 Millionen regelmäßigen Zugriffen (ein Anteil von 34 Prozent), während Mediatheken dieses Jahr erstmals die 20 Millionen-Marke (31 Prozent) geknackt haben. Vor allem die öffentlich-rechtlichen Sender verzeichnen mit Zugriffen im Bereich von 28,5 Prozent ordentliche Zugriffe in diesem Sektor. Das zeigt: Online kann auch für klassisches Fernsehen die Zukunft darstellen. Im Gegensatz dazu kommen Streaming-Dienste wie Netflix und Amazon Prime Video bislang nur auf einen Anteil von rund 19,5 Prozent.
Wer sich selbst einen Eindruck von dem deutlich umfangreicheren Digitalisierungsbericht machen möchte, folgt einfach dem Link. Der Bericht befasst sich neben dem Video-on-Demand-Angeboten mit zahlreichen weiteren Entwicklungen hinsichtlich der Digitalisierung im Videobereich.
Quellen: Die Medienanstalten, WuV
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